Good Morning, Vietnam

Die Finanzkrise vertrieb die Anleger aus dem fernöstlichen Land, sie kehren nach dem Aktiencrash nur langsam zurück nach Vietnam. Dabei hat der Markt das Potenzial, einiges aufzuholen.Es war wie einst am Neuen Markt. Vor vier, fünf Jahren ließen sich deutsche Anleger scharenweise nach Vietnam locken. Manch einer hat sich dabei böse die Finger verbrannt. Denn als in der Finanz- und Wirtschaftskrise die Exporte und Auslandsinvestitionen wegbrachen, trocknete der vietnamesische Kreditmarkt aus, zumal die Einparteienregierung wegen der hohen Inflation die Zinsen auf 28 Prozent nach oben schraubte. Der Aktienmarkt sackte 2007/08 um mehr als drei Viertel ab.

Inzwischen hat sich die Lage weitgehend normalisiert. Die Wirtschaft dürfte 2010 real um 6,5 Prozent gewachsen sein. Das liegt einen Prozentpunkt unter dem Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2009. Und die langfristigen Perspektiven bleiben durchaus positiv, meint Janis Hübner, Schwellenländerexperte der Dekabank. Immer mehr Großkonzerne nutzen die gegenüber China oder Indien halb so hohen Lohnkosten, um Teile ihrer Produktion nach Vietnam zu verlagern. So hat der Chiphersteller Intel im Oktober 2010 eine Produktionsstätte im Wert von 1 Mrd. Dollar eröffnet. Volkswagen überlegt, in Vietnam Pick-ups für den ostasiatischen Absatz bauen zu lassen.

Wegen der Nachwirkungen des Crashs hielt sich die Investitionsbereitschaft der Anleger bislang in Grenzen, die Performance des vietnamesischen Aktienmarkts hinkt den globalen Indizes weit hinter. Das sorgt für moderate Bewertungen. Glaubt man den Gewinnschätzungen, so liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei gerade einmal zehn. Das macht die Börse in Ho-Chi-Minh-Stadt halb so teuer wie die chinesische, unter den Schwellenländern liegt wohl nur Russland auf einem vergleichbar moderaten Niveau.

Im Zertifikatebereich gibt es sechs "reine" Vietnam-Papiere. Vergleichsweise gut geschlagen hat sich der Vietnam-Index der Royal Bank of Scotland. Das Barometer besteht aus maximal 15 Aktien, die jeweils eine Marktkapitalisierung von mindestens 100 Mio. Dollar und ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von mindestens 200.000 Dollar aufweisen. Die Zusammensetzung wird halbjährlich überprüft.

Auch DWS Go hat einen Vietnam-Index entwickelt. Die Zusammensetzung ist aber unausgewogener, denn die Top-drei-Werte kommen auf eine Gewichtung von 47 Prozent. Beim RBS-Index sind es nur 31 Prozent.

Das Opportunity-Zertifikat der Landesbank Berlin war 2006 der Türöffner für deutsche Anleger zum vietnamesischen Markt. Es ermöglicht den Einstieg in den gleichnamigen Fonds der Vinacapital Group, der führenden Investmentgesellschaft vor Ort. Das Portfolio umfasst zu 40 Prozent Aktien und zu einem Drittel Immobilien. Der Rest ist in vorbörslichen Beteiligungen, Anleihen und ausländischen Aktien mit Vietnam-Bezug investiert.

(Source: Financial Times Deutschland, 10-Feb, 2011)

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